Wie entkommt man der linguistischen Krabbelstube?

Wir haben dazu ein Gespräch mit einem langjährig erfahrenen Lehrer in Málaga geführt.

Interview mit Rafael García García, Studienleiter unserer Partnerschule, Master in Spanisch als Fremdsprache der Universität Antonio Nebrija (Madrid)

1. Wie viel kann man in 4 Wochen lernen?
Vier Wochen, gut genutzt, sind ausreichend, um einen Kenntnisstand zu erreichen, der es ermöglicht, mit einer ganzen Reihe von Alltagssituationen zurechtzukommen und genügend Erfolgserlebnisse zu haben. Man sollte bedenken, dass die SchülerInnen nach vier Wochen bereits fähig sind, viele der Aufgaben umzusetzen, die wir uns als Ziel für den Anfängerkurs „Principiante A1“ vorgegeben haben: persönliche Informationen zu geben und zu erfragen, Personen- und Ortsbeschreibungen zu geben, über alltägliche Dinge und Gewohnheiten zu sprechen, Hilfe zu erfragen und anzubieten, über Geschmack und Vorlieben Auskunft zu geben, über Erlebnisse in der Vergangenheit zu berichten, über Zukunftspläne oder über das körperliche und emotionale Befinden zu sprechen etc.

2. Welches sind die typischen Probleme deutschsprachiger Teilnehmer?
Die deutschsprachigen SchülerInnen scheinen im Allgemeinen sehr motiviert und haben Spaß am Erlernen einer neuen Sprache. Das erlaubt einen ziemlich unkomplizierten Lernprozess und ermöglicht es ihnen, flüssig voranzukommen und die spanische Sprache sehr schnell zu lernen. Spanisch ist eine Sprache, die zunächst einfach erscheint, aber die ihre Schwierigkeiten hat, gerade für Muttersprachler nicht-romanischer Sprachen: die irregulären Verben, die Unterscheidung zwischen „ser“ und „estar“, die Vergangenheitsformen, die Präpositionen ... und der Subjunktiv, der im Deutschen nicht existiert und dadurch natürlich schwerer zu verstehen ist. Natürlich braucht alles seine Zeit, aber der/die SchülerIn, besonders wenn sie Anfänger sind, werden überrascht sein, in welch kurzer Zeit (drei bis sechs Wochen) sie doch in der Lage sind, sich zu verständigen.

3. Gibt es besondere Ratschläge für die deutschsprachigen SchülerInnen?
Eigentlich nichts Besonderes. Ich würde vielleicht nur noch einmal darauf verweisen, wie wichtig es ist, offen zu sein für neue Erfahrungen, d.h. nicht zu vergessen, dass Sprache nur das Produkt einer bestimmten Gesellschaft ist, einer konkreten Realität, eines Volkes und einer Kultur, und sie nur in diesem Zusammenhang Sinn hat. Je grösser die Fähigkeit ist, sich hineinzuversetzen in diese neue Realität, in das tägliche Leben z.B. auf dem Markt, im Kino, in den Tapasbars, usw., umso mehr werden sie von ihrem Sprachaufenthalt profitieren.

4. Sollte man sich auf einen Sprachkurs vor der Abreise vorbereiten?
Eine neue Sprache zu lernen ist immer eine schwierige Aufgabe, aber gleichzeitig bereichernd und nützlich. Und jeder kann dies tun, unabhängig vom Alter und seinem sozialen Hintergrund. Man benötigt keine besondere Vorbereitung, genauso wie man auch keine benötigt, um seine Muttersprache zu lernen: Es ist ein natürlicher Prozess und eine allgemeingültige Methode.
Der Sprachschüler, der einen Spanischkurs belegen möchte sollte niemals vergessen, in seinem „Rucksack“ viel Lust am Lernen und eine große Offenheit für eine neue Sprache und eine andere Kultur mitzubringen, eine offene Einstellung gegenüber dem, was einen erwartet (ein anderes Land, ein anderer Typ von Menschen, eine andere Zeiteinteilung, ein anderes Essen, eine andere Art und Weise, das Leben zu sehen ... ). Und ein gutes Wörterbuch sollte auch selbstverständlich sein.

5. Kann man als absoluter Anfänger einen Kurs beginnen oder sollte man besser schon Vorkenntnisse mitbringen?
Das lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Während die Schüler mit Vorkenntnissen vielleicht am Anfang den Kurs besser ausnutzen können, haben die, die bei Null anfangen, die Möglichkeit, vom ersten Moment an in die neue sprachliche und kulturelle Welt voll und ganz einzutauchen. Das verhindert die Erlernung von Fehlern, die sich manchmal mit der Zeit so verfestigt haben, dass eine Korrektur dann komplizierter wird. Auf alle Fälle ist das Ideale, soviel Zeit wie möglich mitzubringen, weil alles, was man lernt, eine gewisse Zeit der Anwendung braucht, um gut assimiliert zu werden.

6. Welche Anekdote fällt Ihnen spontan ein?
In allen diesen Jahren gibt es eine ganze Menge. Vielleicht diese: Ich gebe meinen Schülern, die besonders „besorgt“ über das Erlernen der Sprache sind, immer den folgenden Vergleich. Den Prozess des Erlernens einer neuen Sprache kann man durchaus mit den ersten Schritten von Kleinkindern gleichsetzen. Erst krabbeln sie, später benutzen sie immer mehr die Beine und dann plötzlich völlig furchtlos machen sie ihre ersten Schritte, noch tolpatschig und dann schon mit zwei, drei Jahren haben sie das nötige Selbstbewusstsein, sich relativ selbständig zu bewegen. Nun, ich erinnere mich an einen Schüler in meiner Klasse, einen Deutschen, im Übrigen sehr groß, sehr sympathisch und Journalist mit dem Namen Thomas. Ihm war dieses Beispiel wohl noch in Erinnerung, als er Monate später in Deutschland im Münchner Merkur einen Artikel veröffentlichte, in dem er seine Erfahrungen in Spanien, in Malaga und am CILE schilderte. Ich musste bei den folgenden Sätzen schon schmunzeln: „Selbst der absolute Anfänger kann sich nach wenigen Tagen auf der Strasse verständigen. Welch schönes Erfolgserlebnis, als uns Rafa am Ende des ersten Monats verkündet, wir befänden uns nun nicht mehr in der linguistischen Krabbelstube, sondern bereits auf dem sprachlichen Niveau aufrecht gehender spanischer Kinder im Alter von sieben Jahren“. Natürlich muss man diese Aussage in ihrem Zusammenhang sehen.

 

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